Sehr geehrte Damen und Herren des SV Werder Bremen,
durch diesen offenen Brief möchten wir sie auf die Schikanen hinweisen, mit denen man sich am vergangenen Wochenende als Fan des FSV Mainz 05 im Gästebereich des Weserstadions konfrontiert sah. Nach der gemeinsamen Anreise mehrerer organisierter Fangruppen per Reisebusse wurden bei Ankunft der Busbesatzungen am Eingang des Gästebereichs die Eingänge verschlossen. Stattdessen wurde lediglich ein einziges Tor an der Seite geöffnet und jeder wurde intensiv in einem Container kontrolliert, inklusive Taschen ausleeren, Schuhe ausziehen etc. Die ganze Prozedur zog sich gefühlte Ewigkeiten hin, obwohl genügend Ordner anwesend waren, um die Fans normal und trotzdem gewissenhaft zu kontrollieren. Zeitgleich wurden weitere Fans, die erst nach diesen Fangruppen eintrafen, durch andere Tore ins Stadion eingelassen und eher dezent kontrolliert. Auf Nachfrage bei einem Verantwortlichen des Sicherheitsdienstes hieß es, man filtere lediglich stichprobenweise. Eine Aussage, die natürlich aus der Luft gegriffen war, wurden die Kontrollen im Container direkt mit dem letzten Fan aus besagter Gruppe beendet und ab diesem Punkt nicht mehr durchgeführt.
Pyrotechnik oder sonstige verbotene Gegenstände wurden bei der gesamten Aktion natürlich nicht entdeckt. Uns irritiert das Verhalten des vom SV Werder eingesetzten Sicherheitsdienstes insbesondere unter dem Aspekt, dass der SV Werder sich öffentlich selbst als Verein darstellt, der aktiv gegen Diskriminierungen vorgeht. Wenn aber hier nun eine Personengruppe gezielt anders behandelt und grundlos schikaniert wird, ist das für uns letztendlich nichts anderes, als Diskriminierung. In diesem Fall ausgehend vom SV Werder Bremen.
Weiterhin war auf den Toiletten im Gästebereich kein Klopapier vorzufinden, ja nicht mal eine Halterung dafür war in den Kabinen angebracht. Wer also nach mehreren Stunden Busfahrt sein Geschäft verrichten wollte, musste sich daher notgedrungen andersweitig Papier beschaffen. Vermutlich sollte man im Vorraum abschätzen, wie viel Papier man wohl benötigt und sich dann von einer dort angebrachten Papierrolle eine gewisse Menge abreißen. Ein solcher Zustand ist in unseren Augen einfach nur menschenunwürdig.
Die nächste sinnlose Regelung betrifft dann den Gästeblock selbst. Dorthin darf man nämlich keine Getränke mitnehmen, sondern diese nur hinter dem Block konsumieren. Entweder konsumiert man also vor den Halbzeiten die Getränke, trinkt sie während des Spiels in wenigen Schlücken, oder nimmt einfach in Kauf, mehrere Spielminuten zu verpassen. Der Genuss eines Erfrischungsgetränks während des Spiels ist somit für „Gäste“ ausgeschlossen.
Als regelrecht stümperhaft stellte sich bereits kurz vor Anpfiff die Kommunikation der Bremer Fanbetreuung heraus. Für die im Vorfeld angemeldete Jubiläumschoreografie des Fanclubs „Gensfleisch Connection“ wurden den Mainzer Fans falsche Maße des Blockes mitgeteilt. Die extra angefertigte und auf Anordnung ihres Vereins mit teurem Brandschutz versehene Blockfahne passte dann aufgrund von Pfeilern im Block vorne und hinten nicht und die ganze Mühe im Vorfeld war völlig umsonst. Hätten wir noch Verständnis für eine geringe Abweichung bei den genauen Maßen, so können wir bei mehreren Metern Fehlmessung nur ratlos den Kopf schütteln.
Auch die Platzierung des Gästefanblocks in der hintersten Ecke des Stadions bekräftigt den Eindruck, dass auswärtige Fans beim SV Werder keine willkommenen Gäste sind, sondern lediglich widerwillig gebilligt werden. Wir fordern die Verantwortlichen des SV Werder daher dringend auf, ihre Handlungsweisen gegenüber den Anhängern der Gastmannschaften grundlegend zu überdenken. Wir sehen gerade Vereine und Ordnungskräfte in der Vorbildfunktion, Gäste auch als solche zu behandeln, denn nur so werden die Voraussetzungen für ein unaufgeregtes Fussballerlebnis geschaffen.
Mit freundlichen Grüßen
Handkäsmafia Mainz