Gestern wurde ja bekannt, dass Coface den Vertrag für die Namensrechte des neuen Mainzer Stadions nicht verlängern wird. Damit ist klar, dass das Stadion am Europakreisel im nächsten Jahr einen neuen Namen tragen wird. Natürlich wird es der Name eines Sponsors sein, für die Vereine ist der Verkauf von Stadionnamen mittlerweile ein lukratives Geschäft. Wer auf diese Millionen verzichtet, kann schnell den Anschluss an den Rest verlieren. Es ist daher logisch, wenn ein Verein wie Mainz 05, der finanziell nicht in der ersten Riege spielt, seine Namensrechte veräußert.
Aber es nimmt natürlich auch jeden Funken Beständigkeit, wenn Namen turnusmäßig alle 4-5 Jahre ausgetauscht werden. Früher spielte Borussia Dortmund im Westfalenstadion, der 1.FC Köln im Müngersdorfer Stadion oder Hannover 96 im Niedersachsenstadion. Das war in Stein gemeißelt und landauf, landab wusste das auch jeder Fußballfan. Weiß heute irgendwer wie das Stadion in Hannover heißt? Wir nicht.
Für uns Fans sind die Stadien gewissermaßen Identifikationspunkte, die Heimstätte des eigenen Vereins ist für Anhänger überall auf der Welt ein heiliger Ort. Sie bildet den Mittelpunkt des Fanlebens, doch gerade hier bietet mittlerweile nicht mal mehr der Name eine unveränderliche Größe. Das ist traurig, aber eben auch die Realität im modernen Fußballgeschäft. Wenn es um die Wettbewerbsfähigkeit geht, verblasst schnell jeder Hauch von Nostalgie und Romantik.
Lauf der Dinge
Zurückdrehen lässt sich diese Entwicklung nicht mehr, viele Fans haben sich längst daran gewöhnt von der „XY-Arena“ zu sprechen. Die traditionellen Namen geraten immer mehr in Vergessenheit. Speziell in Mainz ist es ja nochmal anders gelagert, das Stadion am Europakreisel wurde erst 2011 eingeweiht und hat damit natürlich keine lange Geschichte vorzuweisen. Hier fiel es dementsprechend noch leichter, auch bei den Fans einen Sponsorennamen zu etablieren. Aber spätestens ab dem nächsten Jahr wird es dann komisch, wenn Fans über das Stadion aus Gewohnheit noch als Coface-Arena sprechen. Eine seltsame Mixtur, in der sich aus einem zeitweisen „Naming Right“ auch wieder eine Art „Traditionsname“ in den Köpfen verankert hat.
Es ist sogar zu erwarten, dass sich die Spirale immer so weiterdreht. Fans, die in 10 Jahren dazu kommen, werden das Stadion unter einem ganz anderen neuen Sponsorennamen kennen lernen, von dem wir heute nicht mal etwas ahnen. Es wird dabei völlig außer Acht gelassen, dass es für eine Vereinsidentität gewisser Konstanten bedarf. Dass wir Fans Eckpunkte brauchen wie Name, Logo, Farben oder eben das Stadion, um uns damit identifizieren zu können. So etwas darf niemals beliebig austauschbar werden.
Aber wer hat eigentlich gesagt, dass wir Fans da mitspielen müssen? Warum sollten wir solche vorgegebenen Namen überhaupt nutzen, warum nicht einfach weiter vom Westfalen- oder Müngersdorfer Stadion sprechen? Die Vereine können sich ja gerne die Taschen damit vollmachen, aber für uns kann es doch trotzdem der alte oder der volkstümliche Name bleiben. Teile der organisierten Fangruppen sprechen seit jeher vom Stadion am Europakreisel, das mag vielleicht auch nicht der Weisheit letzter Schluss oder gar der kreativste Name sein. Aber man muss ihn zumindest nicht alle 4-5 Jahre austauschen.