10 „Argumente“ gegen Pyro?!

1. Ich will keine besoffenen Jugendlichen, die verantwortungslos mit Bengalos rumhantieren im Block!

Das Pyrokonzept beinhaltet ein Anmeldeverfahren, in dem auch festgelegt wird, wer überhaupt Pyro zünden darf. Die entsprechenden Personen sollen in Absprache mit den zuständigen Ordnungsbehörden ausgewählt und vorher im Umgang mit Pyrotechnik geschult werden. Außerdem werden die Zündler entsprechende Erklärungen unterschreiben, verantwortungsvoll und nach vorher vereinbarten Regeln zu handeln. Sie sind damit namentlich bekannt und sich somit ihrer Verantwortung bewusst. So ist ausgeschlossen, dass besoffene, oder mit dem Umgang nicht vertraute Personen innerhalb des Pyrokonzeptes bengalische Feuer abbrennen.

2. Ich möchte nicht, dass jemand Bengalos oder Raketen auf den Platz schießt!

Die teilnehmenden Gruppen haben sich klar zu den Spielregeln der Kampagne bekannt, die ein kontrolliertes Abbrennen von Pyrotechnik ermöglichen soll. Das Werfen von Bengalos oder Schießen von Raketen ist unkontrolliert und stellt eine Gefahr für Unbeteiligte dar. Es widerspricht damit absolut den Grundsätzen der Kampagne. Ein solches Verhalten ist nicht nur gefährlich, sondern schadet auch den eigenen Bemühungen einer Legalisierung und generell dem Ansehen und der Seriosität aller Ultras. Daher ist so etwas klar abzulehnen und keinesfalls als Bestandteil einer Legalisierung anzusehen, das Gegenteil ist der Fall. Von so etwas distanzieren sich Pyrobefürworter aufs Schärfste!

3. Böller gehören nicht ins Stadion!

Genau so ist es, Böller haben im Stadion und vor allem im Fanblock nichts verloren! Durch unkontrollierte Explosionen und überraschende, extrem laute Knalleffekte kann es leicht zu Verletzungen kommen. Deshalb lehnt die Pyrokampagne den Einsatz von Böllern klar ab. Stattdessen fordert und fördert sie eine Selbstregulierung der Fanszenen. Auch in Mainz haben Appelle der Ultras an alle Fans dazu beigetragen, dass mittlerweile keine Böller mehr zum Einsatz kommen. Zuwiderhandelnde wurden und werden auch der Fanszene heraus angesprochen und ermahnt, dies zu unterlassen.

4. Der Rauch enthält giftige Dämpfe und ist gesundheitsgefährdend!

Die Kampagne setzt bewusst nur auf den Einsatz in Deutschland zugelassener Pyrotechnik mit CE Kennzeichnung. Billigware aus dem Ausland wird strikt abgelehnt, um so die Gefährdung auf ein Minimum zu reduzieren. Außerdem gibt es Bemühungen gemeinsam mit der Pyrotechnik produzierenden Industrie neuartige Fackeln zu entwickeln, die möglichst wenig rauchen. Eine Legalisierung würde ein solches Projekt natürlich auch für die Industrie interessanter machen. Dennoch lässt sich dieses Argument natürlich nicht völlig entkräften, aber zumindest deutlich relativieren.

5. Wer Pyro zündet, schadet in erster Linie dem Verein, da dieser dann hohe Strafen zahlen muss, obwohl er das Geld anderweitig einsetzten könnte!

Genau hier liegt der Ansatz der Pyrokampagne in Verhandlungen mit dem DFB zu treten. Es geht dabei gar nicht konkret um die Legalisierung. Das hat auch nicht der DFB zu entscheiden, sondern die jeweils zuständigen lokalen Behörden, die Polizei und die Vereine als Hausrechtinhaber. Mancherorts konnte lokal bereits eine Einigung erzielt werden, wie man Pyrotechnik kontrolliert abbrennen kann. Die Vereine können dem aber nicht zustimmen, weil sie Geldstrafen vom DFB zu befürchten haben. Der DFB müsste also sein OK geben, dass solche Pilotprojekte nach vorheriger Anmeldung straffrei blieben.

6. Man sieht vom Spiel doch nichts mehr, wenn es vor einem so raucht!

Für den Einsatz von Pyrotechnik soll es klar abgesteckte Zeiträume geben, das heißt beim Einlaufen der Mannschaften, vor Wiederanpfiff, nach dem Spiel oder nach Toren. Die meiste Zeit des Spiels kommt es also gar nicht zum Einsatz von Pyrotechnik. In den genannten Fällen wird in gewissen Bereichen aber wohl mit einer kurzen Sichtbehinderung zu rechnen sein. Diese wird aber minimal sein, so wie man es z.B. auch durch Choreografien oder Fahnen gewohnt ist. Auch hier greift der Aspekt der gering rauchenden Fackeln.

7. Es werden Unbeteiligte gefährdet, wenn im vollbesetzten Block Pyrotechnik gezündet wird!

Geplant ist es, sogenannte Pyrozonen einzurichten. Also abgegrenzte Bereiche im oder vor dem Block, in denen Pyrotechnik zum Einsatz kommen kann. Diese Bereiche hätten also einen gewissen Abstand zum Rest des Publikums, womit eine Gefährdung Unbeteiligter durch Brandverletzungen quasi gänzlich ausgeschlossen werden kann. Im Rest des Stadions darf es dagegen nicht zum Einsatz von Pyrotechnik kommen. Wer sich von der möglichen Rauchentwicklung gestört fühlt, hat vorab die Möglichkeit einen Standort abseits dieser Zonen zu wählen.

8. Pyroaktionen sind Randale!

Dazu eindeutig nein! Als Randale kann man den gezielten Einsatz von Gewalt gegen Personen oder Sachen ansehen. Pyrotechnik hingegen ist ein optisches Stilmittel, wie es auch Fahnen oder Choreographien sind. Ganz klar, Pyrotechnik ist momentan verboten und wer zündet begeht zumindest eine Ordnungswidrigkeit. Dennoch gibt es einen eklatanten Unterschied zwischen dem Einsatz von Pyrotechnik oder gewalttätigen Übergriffen und man sollte hier klar differenzieren. Der Einsatz von Pyrotechnik als Waffe gilt als absolut verpönt und die Kampagne distanziert sich vehement von solchen Taten. So etwas ist absolut nicht im Sinne der Pyrobefürworter.

9. Pyro belebt in keinster Weise die Stimmung. Ist ja nur ein optisches Mittel!

Man kann dazu stehen, wie man will, aber Feuerwerk hat einen faszinierenden Charakter auf viele Menschen. So wie an Silvester oder ähnlichen Anlässen Raketen in die Luft geschossen werden, um der Feier einen besonderen Touch zu verleihen, so dient der Einsatz von Bengalos den Ultras als optisches Stilmittel in der Kurve. Rational lässt sich das wohl nur schwer erklären, aber wer an die 100-Jahreschoreo oder den Empfang der Mannschaft nach dem Europa League-Einzug denkt, weiß, wie der Einsatz von Pyrotechnik die Atmosphäre anheizen kann. Nicht umsonst nutzt auch der Verein immer wieder Bilder von Pyrotechnik in seinen Imagefilmen oder die Fernsehsender solche Sequenzen als Werbung für Spiele bei südländischer Atmosphäre. Pyrotechnik ist für Ultras ein wichtiger Bestandteil ihrer Kultur, damit wollen sie das Spiel nicht stören, sondern ihm sozusagen einen feierlichen Rahmen verpassen.

10. Da stehen immer vermummte Kiddies im Block rum! Denen geht’s doch gar nicht um Fußball!

Der Einsatz von Pyrotechnik ist zurzeit verboten, die Ultras hinterfragen die Rechtslage, sind nicht bereit Gegebenheiten hinzunehmen und versuchen Möglichkeiten für eine Legalisierung auszuloten. Dabei kommt es momentan auch zu illegalen Pyroaktionen, bei denen die Zündler oft vermummt auftreten. Dies passiert nicht, um eine Schreckenskulisse gegenüber anderen Fans aufzubauen, sondern in erster Linie aus Gründen des Selbstschutzes vor Strafen oder der Medienberichterstattung. Die einzelnen Personen wollen verständlicherweise nicht im Nachgang von Medien als Hooligans, Chaoten oder sonst etwas hingestellt werden und dabei mit Portraitfotos zu sehen sein. In der Vergangenheit wurde im Schutz von Fahnen und ähnlichen Dingen Pyrotechnik unkontrolliert auf den Boden fallen gelassen. Ein für die Befürworter nicht tragbares Risiko. Wie sich selbst als Regel auferlegt, werden also die Fackeln in der Hand gehalten und zum Anonymisieren die Vermummung genutzt.
Uns ist bewusst, dass viele von euch so etwas sehr kritisch sehen, dennoch sollten auch Pyrogegner nicht jeden Vermummten sofort als Randalierer bezeichnen. Wie weiter oben beschrieben, ist auch hier deutlich zwischen Pyrotechnik und Gewaltausübung zu unterscheiden.
Die Pyrofrage wird wohl noch einige Zeit zu hitzigen Diskussionen führen und es ist völlig klar, dass auch unsere Argumentationsansätze nicht auf ungeteilte Gegenliebe stoßen und durchaus diskutabel sind. In nächster Zeit werden die deutschen Ultras wohl noch viel Lobbyarbeit leisten müssen, um dem Ziel einer Legalisierung doch noch ein Stück näher zu kommen. Wir würden uns jedenfalls freuen, mit Pyrokritikern durch diesen Artikel näher ins Gespräch zu kommen, denn es ist uns natürlich auch bewusst, dass es durchaus nachvollziehbare Argumente gegen Pyrotechnik gibt. Im Rahmen einer konstruktiven Lösung hoffen wir aber trotzdem, einige Denkanstöße gegeben zu haben.

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